Kurzer Abstecher in die Geburtsstätte des Jazz

Frisch raus aus dem Hotel auf dem Weg zum Dinner:

Meine Nase wird verwirrt von Gras, selbstgedrehten Zigaretten, ein wenig Müll und tausenden Speisen die alle aus unterschiedlichen Ecken kommen.

Pride-Flaggen in einigen Barfenstern. Aus den Eingängen tönen diverse Jazz, und Jazzrockmusiker die sich um mein Ohr streiten während ich über die gut verdreckten Bürgersteige schlendere. New Orleans hat mich gepackt. Eine Jesusgestalt mit brauner Papiertüte in der Hand läuft an mir vorbei. Wenige Meter daneben vor einer Bar, ein 20 Jähriger mit karo Baskenmütze, schwarzer Lederjacke, lila Hemd und hellbrauner Kordhose verabschiedet sich von einem Freund, wünscht ihm einen guten Abend, auf das noch viele weitere kommen mögen.
Unser Ziel: Ein Restaurant mit Bar (was hier selbstverständlich ist) serviert Meeresfrüchte, Waffeln, Créme Brûlée oder diverse Drinks, auf Wunsch auch frozen (sozusagen als Slushy serviert). Es liegt am Rande des French Corners, um ins Innere zu tanzen warte ich wohl lieber noch ein paar Jährchen.
Die Speisekarte sieht für mich exotisch aus, wirkt aber für die Gegend äußerst einheimisch. Für mich gibt es ein Poy-Boy blackened Gator Bite beim Bestellen wusste ich noch nicht was mich erwartet. Es kommt eine Art übergroßes Baguette, belegt mit in schwarzem Pfeffer angebratenem Alligatorhappen. Es schmeckt.

Es läuft „Dont let me down“, Erinnerungen aus dem Schullandheim 6. Klasse kommen hoch, so ein Städtetrip ist doch was Schönes.
Müde von der langen Fahrt bin ich froh als wir zum Hotel zurückkehren, auf dem Weg kreuzen wir die Haupt-Party/Barstraße New Orleans‘ es läuft eine schwer einzuschätzende Person in weiten buntem Gewand vorbei, gepflegte Haare aber ranzige Klamotten, könnte ein Berliner Pädagogikstudent aber auch ein Obdachloser gewesen sein. Er wird dicht gefolgt von einem Mann in hellblauen Anzug, der sicherlich heute einige wichtige Meetings hinter sich hat, neben ihm eine junge herausgeputzte Frau in weißer Skinnyjeans, weißem Croptop und weißer Lederjacke mit goldenen Knöpfen, alle laufen im Gleichschritt zügig in Richtung Partymeile.

Am nächsten Morgen ist die Stadt ganz anders. Wir gehen ganz klassisch Beignets frühstücken und laufen auf dem Weg durch ein eingeschlafenes graues New Orleans, das fast schon eine andere Stadt als gestern ist. Der Regen vertreibt Straßenkünstler, einige Wenige bleiben hartnäckig oder stellen sich unter die Markisen der geschlossenen Läden. Die Sehenswürdigkeiten New Orleans werden bestaunt, ein Uber bringt uns zum National World War II Museum.

Kurze persönliche Meinung zum Museum: Ich bin heil froh das die Museen bei uns nicht so sind. Sobald werde ich mich nicht wieder über langweilige Museen beschweren, denn ein 4D Film mit Gerüchen und sensitiven Effekten über den 2. Weltkrieg, der amerikanische Solaten heroisch feiert ist geschmacklos und grotesk. Ich bin froh das das Haus der Geschichte zwar Interaktives anbietet, aber in einer sachlichen, lehrreichen Weise. In einem amerikanischen Museumsladen am Ausgang, Legosets von Schützengräben mit deutscher Aufschrift „Achtung Minen“ zu sehen, ist in meiner eigenen Meinung eine Widerlichkeit und Verharmlosung schrecklicher Zustände.

New Orleans hat mir riesen Spaß gemacht, die farbenfrohe Stadt lebt und ich werde gerne wieder kommen. Einige Bilder findet ihr auf meinem Instagram (@karlo_win).

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